Freundeskreis der Straßenhunde Campulung

18.05.16

Durch meine Recherchen zum Thema „Hunde im Ausland“ konnte ich einige Kontakte zu Tierschützern knüpfen. Darunter Elke Grafmüller, die bei mir um die Ecke wohnt und den Verein „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung – Hilfe für Tiere in Rumänien“ gegründet hat. Elke hat sich zu einem Interview bereiterklärt, das euch spannende Hintergründe zu ihrer Tätigkeit als Tierschützerin vermittelt. Ich freue mich euch heute den ersten Teil präsentieren zu dürfen. 

Zu den Hintergründen

Ich habe 2014 damit begonnen mich mit dem Thema Hunde im Ausland auseinander zusetzen. Damals wurde ich erstmal richtig intensiv auf die furchtbaren Zustände in Ländern wie Rumänien, Ungarn oder Spanien aufmerksam. Was ich bei meinen Recherchen für die Artikelserie „Hunde im Ausland“ erfahren musste, traf mich wirklich mitten ins Herz. Ich saß oft vor dem Computer, Tränen überströmt, weil die Tiere einfach unheimlich leiden müssen. Wir in Deutschland ahnen gar nicht, was außerhalb unserer Landesgrenzen los ist. Näher will ich an dieser Stelle gar nicht auf die Missstände eingehen. Das erfahrt ihr in der verlinkten Artikelserie.

Per Zufall knüpfte ich einige Kontakte zu ehrenamtlichen Tierschützern und über mehrere Umwege landete ich bei Elke Grafmüller. Sie wohnt nur wenige Kilometer von mir entfernt und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich sie kennenlernen durfte! Ich kontaktierte sie und hoffte, dass sie Zeit für ein persönliches Gespräch hatte. Die nahm sie sich und wir unterhielten uns intensiv über ihre langjährige Tätigkeit als Tierschützerin und wie es dazu kam, dass sie Gründerin des eingetragenen Vereins „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung – Hilfe für Tiere in Rumänien“ wurde.

Elke Grafmüller hat diesen Verein gegründet, um ein Tierheim in Rumänien zu fördern. Das rumänische Tierheim ist in der Stadt Campulung angesiedelt und befand sich zu Beginn von Elkes Einsatz in einem nicht besonders guten Zustand. Seit sie sich 2009 aktiv für das Tierheim stark macht, hat sich viel getan. Nicht nur die zahlreichen Hunde aus Rumänien profitieren, sondern auch die Menschen, die dort arbeiten. Elke hat es mit viel Fleiß und harter Arbeit geschafft, das zunächst von Korruption geprägte Tierheim in ein wertvolles Zuhause für viele herrenlose Hunde aus Rumänien zu verwandeln. Ich fand es extrem interessant ihre Geschichte zu hören und daher dachte ich mir, das muss ich mit euch teilen!

Im folgenden ersten Teil zum Interview mit Elke erfahrt ihr bereits einiges über den deutschen Förderverein und könnt euch einen guten Überblick zu den Aufgaben von Elke und ihrem Team verschaffen.

Wer sich vorab informieren will, gelangt über diesen Link direkt zur Internetpräsenz der „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung – Hilfe für Tiere in Rumänien“.

Vorschau

Am Ende dieser Artikelserie folgen noch ein paar ergänzende Infos zu aktuellen News des Vereins (z.B. Bau des neuen Tierheims!) sowie ein separater Beitrag, auf den ich mich schon heute freue: Es geht um meinen bereits geplanten Auslandsaufenthalt in Campulung! Denn ich werde gemeinsam mit Elke nach Rumänien reisen, um vor Ort im Tierheim Asociatia Anima mit anzupacken und mir selbst ein Bild davon zu machen. Die Reise findet im Juli 2016 statt. Ich freue mich sehr darauf, denn mit dieser Reise kann ich euch Eindrücke aus erster Hand präsentieren, bin aber auch sehr gespannt, wie ich persönlich mit der Situation umgehen werde. Ein herzliches Dankeschön vorab an dieser Stelle an Elke. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.

Das Interview mit Elke Grafmüller

Nun aber genug gequatscht. Hier folgt nun das Interview mit Elke Grafmüller:

  1. Wann hast du den Verein „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung – Hilfe für Tiere in Rumänien“ gegründet und was hat dich dazu motiviert?

Gegründet haben wir den Verein im April 2013. Grund/Motivation: ich mache seit 2002 Tierschutz in Rumänien, habe viel gesehen und erlebt. Seit 2009 war ich dann in Campulung aktiv und habe einfach gemerkt, dass man alleine nicht weit kommt, bei einer Hundezahl von ca. 1.000!! Es mussten Verbündete, Freunde und Aktive her, die mithelfen, spenden, sich einbringen.

Unser Vereinszweck ist hauptsächlich die Hilfe vor Ort – Hilfe zur Selbsthilfe -, Kastrationsaktion, Futterbeschaffung, Tiermed. Betreuung, Bezahlung der Löhne, Unterhaltung des Tierheimautos, Tierheim-Neubau usw. usw.

  1. Wie ist der Kontakt zwischen dir und dem rumänischen Tierheim in der Stadt Campulung „Asociatia Anima“ zustande gekommen?

Ich besuchte immer wieder das Tierheim Smeura in der nicht weit entfernten rumänischen Stadt Pitesti, hier hilft der deutsche Förderverein Tierhilfe Hoffnung, deren Gründerin Ute Langenkamp ich sehr verbunden und mit der ich befreundet war (ist am 04.04.2016 leider krankheitsbedingt verstorben, worüber ich sehr traurig bin). Durch eine andere Unterstützerin der Smeura kam ich durch Zufall nach Campulung, wir wollten dieses Tierheim mal besuchen und dann bin ich dort hängen geblieben, das war 2009. Hier hatte ich das Gefühl, wir werden noch viel mehr gebraucht.

  1. Bist du mit deinem Verein alleiniger Finanzierer des Tierheims in Campulung oder gibt es noch weitere Förderer?

Wir sind Förderverein von dem rum. Verein Asociatia Anima, deshalb laufen die Unterstützungen/Spenden über uns. Es gab früher noch andere Organisationen, die ab und zu mal geholfen haben, diese haben sich aber beide zurück gezogen, da sie selbst in finanzieller Not sind und sehr glücklich darüber waren, dass wir nun da sind…

  1. Wie kann man sich die Unterbringung im rumänischen Tierheim im Vergleich zu deutschen Tierheimen vorstellen?

Im Moment, also in dem jetzigen Tierheim in Campulung, sind die Hunde meist in Gruppen untergebracht, kleine Zwinger, große Zwinger, Ausläufe, Eingangsbereich, hinterer Bereich, wieder Ausläufe, es sind einfach überall Hunde…

Der Boden ist nur in einem kleinen Teilbereich betoniert, sonst ist meist normaler Erdboden oder Kies, worin der Urin versickert, bei Regenwetter ist es eine Riesenpfütze und sehr matschig, es gibt kein Wasserablauf geschweige denn eine Kanalisation, leider ist zu wenig Platz um neue Hunde separat zu halten, Einzelgänger zu trennen usw., für die Mitarbeiter täglich ein neues Problem, wenn Neuzugänge im Tierheim ankommen

DOCH DAS SOLL NUN ALLES BESSER WERDEN: Thema Tierheimneubau

  1. Welche Maßnahmen unternimmst du mit deinem Team, um Spendengelder für die Straßenhunde in Rumänien zu sammeln?

Facebookaufrufe, Homepage, Fotoshootings zu Gunsten des Tierheimneubaus, 1 x pro Jahr großer Infoabend mit Diashow, Flohmärkte, Besuche auf Messen, 1-€-Marathon, Mützen-, Campulino-, Kalender-, Socken- Verkauf, Internetshop, Crowd-Funding-Projekt für unser Tierheimneubau, Patenhunde, Vereinspost, Post an Interessierte und Freunde usw. usw.

  1. Welche Aufgaben fallen für dich und dein Team innerhalb des Vereins an, die ihr von Deutschland aus erledigen könnt und wie meistert ihr die täglichen Herausforderungen?

Viele, viele, viele….:

Buchhaltung macht komplett glücklicherweise unsere neue Kassenwartin Stefanie van Staveren, das ist eine Riesenarbeit!!! Spendenbescheinigungen, Überweisungen nach Rumänien, Aufstellung der Spendeneingänge, Vorschriften, Gesetze lesen usw. usw., Buchungen durchführen. Sie hat unser Crowd-Funding-Projekt ins Leben gerufen.

Schriftführerin Iris Jehle betreut unser Crowd-Funding-Projekt, Organisation von Fotoshooting, Briefe verschicken, Emails verschicken, Mitglieder verwalten, Flyer gestalten usw. usw.

Gabriele Kossmann ist unsere 2. Vorsitzende, sie betreut unsere Sammelstelle, d.h. Sachspenden entgegen nehmen, Paletten packen, Transporte organisieren, Spenden eintreiben.. usw. usw. Gespräche mit Versicherungen, offizielle Termine auf Rathaus, Mützen stricken usw. usw.

Elke Grafmüller, 1. Vorsitzende, das Sprachrohr nach Rumänien, Organisation von Futterbestellungen, Tierarztbesuche, Absprachen mit Rumänien fast tägliche Telefonate, Emails. Problemlösung, offizielle Termine, Anfragen bearbeiten von Spendern, Interessierten, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Durchführung des jährlichen Infoabends, Spenden eintreiben…

Christin Harre betreut unsere Homepage und hat sonst noch viele viele geniale Ideen.

Sabine Finkelnburg betreut unsere Paten, macht Patenschaftsurkunden, schreibt die Paten an usw.

Und viele viele Helfer und Vereinsmitglieder mehr, die z.B. Messen besuchen, Werbung machen, Spendendosen verteilen, Spenden eintreiben, Mützen verkaufen, Campulinos herstellen und verkaufen, Socken stricken, Kalender entwerfen, die Aufgaben sind endlos…

  1. Wie viele Vereinsmitglieder habt ihr derzeit und wie viele sind aktiv am Tierschutz beteiligt?

Wir haben derzeit 73 Mitglieder und alle sind irgendwie mitbeteiligt, sei es mit Arbeitseinsätzen vor Ort, mit regelmäßigen Geldspenden, Hilfe bei Beschaffung von Spenden oder mit Hilfe in Deutschland (z.B. Campulinos herstellen, Socken stricken, Messen oder Flohmärkte besuchen usw.)

  1. Welche monatlichen Kosten entstehen dem Tierheim und was lässt sich mit Hilfe der Spendengelder decken?

Es müssen alle Kosten mit Spendengeldern abgedeckt werden!!! Wir haben keine andere Unterstützung…

(Nein, stimmt nicht ganz, im Moment bezahlt die Stadt noch Wasser, Strom und Miete auf dem Tierheimgrundstück…)

Von uns bezahlte Fixkosten im Monat:

  • Löhne in Rumänien: 3.300 €
  • Tierarzt: ca. 1.000 – 2.000 €
  • Tierheimauto: 300 – 400 €
  • Futterfahrten zur Metro: 200 – 300 €
  • Futterbestellung in Rumänien: 2.800 € Trockenfutter, 500 € Dosenfutter (manchmal auch mehr…)
  • Transporte von Hilfsgütern aus Deutschland: durchschn. 200 €
  • Transporte von Hunden zu befreundeten Vereinen: 300 €
  • Baumaterial für Ausbesserungen, zusätzliche Notzwinger: 500 €
  • Hinzu kommen Notfälle, Operationen, Autoreparatur, usw. usw., es ist auch hier endlos…
Tierheim
  1. Wie häufig bist du vor Ort im rumänischen Tierheim Asociatia Anima und welche Erledigungen warten dort auf dich?

Ich fahre normalerweise 4 x pro Jahr

Erledigungen: Belege für unsere Buchhaltung organisieren/abholen, Problemanalyse vor Ort, Besprechung, Lösung (wenn möglich), Tierarztfahrten, Medizinische Versorgung von Hunden, Gespräche mit Tierheim-Manager/Tierheimleitung, Vorgehensweisen, Gespräche/Verhandlungen mit Bürgermeister, Stadträten, Bauunternehmer, Architekt zwecks Tierheimneubau. GANZ WICHTIG, denn die Zeit drängt und man muss immer wieder vor Ort sein, damit es vorwärts geht.

 

Wie ihr seht, steckt in einem solchen Förderverein zu Tierschutzzwecken jede Menge Arbeit. Doch diese lohnt sich, wie man an diesem Beispiel sieht. Elke und ihr Team haben extrem viel vor Ort erreicht und die Hunde aus Rumänien danken es ihnen. Denn sie erhalten Futter, Schutz und ärztliche Versorgung.

Nächste Woche folgt Teil 2 zu diesem Interview. Dann erfahrt ihr noch viel mehr zum Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung wie zum Beispiel über den Bau des neuen Tierheims, der bereits begonnen hat, sowie die elementare Aufklärungsarbeit von Elke in Campulung, womit sie bereits Erfolge erzielen konnte, um die Situation der Straßenhunde nachhaltig zu verbessern.

Ich freue mich drauf und hoffe ihr seid auch nächste Woche bei fello zu Besuch : )

 

Wer direkt spenden möchte, gelangt hier zur entsprechenden Spenden-Info-Seite des Vereins.

 

Vereinsvorstellung „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung“ – Interview Teil 2

Vereinsvorstellung „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung“ – Interview Teil 3

Vereinsvorstellung „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung“ – Interview Teil 4

Weitere interessante Beiträge zum Thema Tierschutz findet ihr hier.

Elke GrafmüllerProfil Elke Grafmüller

Elke Grafmüller ist gelernte Tiermedizinische Fachangestellte und arbeitet derzeit Vollzeit in einer Tierklinik in Freiburg. Ihre Freizeit widmet sie den Straßenhunden in Campulung. Sie ist die 1. Vorsitzende des Fördervereins „Freundeskreis der Straßenhunde in Campulung e.V.“ und macht sich dort ehrenamtlich für das Tierwohl in Rumänien stark.

 

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