Hundeernaehrung

31.10.17

Nachdem ihr im ersten und zweiten Teil zu dieser Beitragsreihe über Hundeernährung viel über Zutaten und dessen empfehlenswertes Verhältnis erfahren habt, erläutert Tierärztin Matina Raisch heute mehr über Nassfutter, Ernährung bei Beschwerden, Rationen und altersbedingte Unterschiede beim Füttern von Welpe bis Senior. 

11. Gibt es auch Gründe, die für Nassfutter oder die Mischung aus Trocken- und Nassfutter sprechen?

Selbstverständlich gibt es auch Gründe, die für Nassfutter sprechen. Hat der Hund z.B. aufgrund seines hohen Alters kaum noch Zähne, ist ein Nassfutter angezeigt. Auch bei starken Zahnfleischentzündungen, bei einer Gastritis oder anderen Magen-Darm-Beschwerden würde ich bis zur Ausheilung kein Trockenfutter geben. Nassfutter oder selbstgekochte Schonkost sind während dieser Zeit sinnvoller, da so Zahnfleisch oder Magen nicht zusätzlich noch mechanisch gereizt werden.

Leiden Hunde unter einer Allergie auf Futtermilben, muss ebenfalls meist zu einem Nassfutter gegriffen werden, da selbst frisch gekauftes und noch ungeöffnetes Trockenfutter in der Regel bereits wenige Futtermilben enthält.

Auch fressen manche sehr alten Hunde nur noch schlecht, da der Geruchsinn nachlässt. Ein Trockenfutter riecht weit weniger intensiv, als Nassfutter. Daher wird ein Nassfutter von alten Hunden oftmals besser angenommen.

Daneben gibt es besonders heikle Hunde und Feinschmecker, die Abwechslung im Napf fordern. Da kann man z.B. Feucht- und Trockenfutter mischen. Es kann jedoch passieren, dass der Hund mit der Zeit immer mäkeliger wird und immer häufiger ein noch schmackhafteres Futter einfordert. Gerade Kleinsthunderassen sind für solche Eigenheiten bekannt. In meiner damaligen Tierarztpraxis für Tierverhaltenstherapie hatte ich mehrere Hunde, die nur noch reines Tartar und Leberwurst gefressen haben. Dies ist dann natürlich nicht mehr optimal, da der Hund mit so einer Fütterung schnell Mangelerscheinungen bekommt.

Abwechselndes Füttern von Trockenfutter und Nassfutter wird dagegen nicht von allen Hunden gut vertragen. Dies liegt daran, dass sich die Darmflora immer im Lauf der Zeit auf das Futter einstellt. Bestimmte Darmbakterien vermehren sich, andere sterben eher ab. Wird dann das Futter gewechselt, passt die Darmflora nicht mehr zu dem Futter, was sich mit Verdauungsproblemen bemerkbar macht. Eine Futterumstellung sollte daher immer behutsam über mehrere Tage erfolgen, so dass sich die Darmflora anpassen kann. Besser ist es daher, z.B. jeden Tag morgens Nassfutter und abends Trockenfutter zu geben, oder jeden Tag aus Trocken- und Nassfutter gemischte Rationen zu füttern. Dann kann sich die Darmflora ebenfalls wieder an das Futter anpassen.

12. Welche Zutaten sollten bei Futter allgemein gemieden werden?

In kommerziell erhältlichem Alleinfutter sind grundsätzlich keine Bestandteile enthalten, die per se gemieden werden müssten. Es ist eher so, dass ich empfehle auf bestimmte Zutaten im Futter wert zu legen. Ein Futter, das beispielsweise ausschließlich eine tierische Fettquelle enthält, würde ich nicht dauerhaft füttern wollen. Es sollte immer auch ein pflanzliches Öl enthalten sein.

Bei Ergänzungsfuttern sieht es dagegen anders aus. Hier habe ich schon einige haarsträubende Zusammenstellungen auf dem Markt gesehen, die bei regelmäßiger Fütterung gesundheitsschädlich sein können. Wenn ein Futter z.B. nur aus purem Fischfilet besteht, dann kann dies nicht bedarfsdeckend sein und der Hund wird massiv mit Phosphor überversorgt.

Bei selbstgekochten Rationen muss der Besitzer natürlich wissen, welche Produkte für Hunde ungeeignet sind. So sollten z.B. Avocado, Weintrauben, Rosinen oder Macadamia-Nüsse gemieden werden. Sämtliche Kohlenhydrate dürfen niemals roh verfüttert werden. Damit die enthaltene Stärke vom Hund verdaut werden kann, müssen Reis, Nudeln, Kartoffeln und Co immer weich gekocht werden. Auch Bohnen dürfen aufgrund eines enthaltenen Toxins niemals roh verfüttert werden. Bekommt der Hund regelmäßig Ei, muss dies ebenfalls gekocht werden, denn rohes Eiklar enthält Avidin sowie einen Trypsininhibitor. Avidin bindet Biotin und der Hund würde bei regelmäßiger Fütterung von rohem Eiklar einen Biotinmangel bekommen. Der Trypsininhibitor dagegen kann Durchfall hervorrufen.

Und natürlich ist auch wieder die Auswahl der Zutaten abhängig von der individuellen Verträglichkeit. Wenn ein Hund kein Geflügel verträgt, dann darf auch kein Geflügel enthalten sein. Auch sollte dann kein Leckerli und kein Futter gegeben werden, auf dem nur „Fleisch und tierische Nebenprodukte“ deklariert ist, ohne die genaue Tierart zu nennen.

13. Was raten Sie Hundehaltern, die bei ihrem Tier regelmäßig Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Erbrechen feststellen? Wie lässt sich ausschließen, ob und welche Inhaltsstoffe Probleme verursachen?

Das ist eine sehr komplexe Frage! Bestimmte Futtermittel können natürlich Durchfall hervorrufen. Bereits angesprochen habe ich ja schon rohes Eiklar, bindegewebige Schlachtnebenprodukte oder viele bzw. unzureichend erhitzte Kohlenhydrate in der Ration. Auch Milchprodukte, die Laktose enthalten, können Durchfall auslösen. Fütterungsbedingt denke ich auch an eine zu schnelle Futterumstellung oder eine mechanische Reizung des Magen-Darm-Traktes durch Knochenfütterung. Kauartikel sind z.B. auch häufig mit Krankheitserregern kontaminiert, was zu einer Magen-Darm-Infektion und somit zu Verdauungsbeschwerden führen kann.

Zu aller erst empfehle ich daher, sich über die genannten Gründe Gedanken zu machen und mögliche Ursachen auszuschließen. Eine gründliche Untersuchung beim Tierarzt sollte ebenfalls immer erfolgen, besonders bei Welpen, bei anhaltenden sowie wiederkehrenden Beschwerden. Bestimmte Infektionskrankheiten wie Staupe oder Leptospirose, aber auch Erkrankungen von Leber oder Niere können zu Erbrechen führen. Durchfälle werden oft von Parasiten, Bakterien oder Giardien hervorgerufen. Auch eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung ist eine häufige Ursache für ständige Verdauungsbeschwerden.

Und natürlich spielen individuelle Futtermittelunverträglichkeiten eine Rolle. Sind daher alle Ursachen ausgeschlossen, hilft oft nur eine Eliminationsdiät, um eine Futtermittelunverträglichkeit zu erkennen. Allerdings leiden nur etwa 10-20% aller Hunde mit einer Futtermittelallergie bzw. Futterunverträglichkeit ausschließlich unter Verdauungsprobleme. Häufiger sind bei Futterunverträglichkeiten dagegen Juckreiz, Haarausfall oder Hautveränderungen.

14. Wie viel Hundefutter pro Tag ist empfehlenswert?

Die Hundefuttermenge richtet sich immer nach dem Energiebedarf des Hundes sowie nach dem gewählten Hundefutter. Es ist also immer eine Frage des Einzelfalles, denn die tragende Hündin benötigt natürlich mehr Energie als ein Hund im Seniorenalter, der nur noch wenig spazieren geht.

Üblicherweise erhält man für jedes Hundefutter eine Fütterungsempfehlung, an der man sich orientieren kann. Dabei ist es wichtig, sich seinen eigenen Hund anzuschauen. Nimmt er bei der pauschal vorgeschlagenen Futtermenge ab oder zu, kann der Besitzer dementsprechend reagieren und mehr oder weniger füttern. Reicht dies nicht, sollte er einen Tierarzt konsultieren, ob vielleicht organische Ursachen wie Parasiten, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder eine Pankreasinsuffizienz für die Gewichtsprobleme verantwortlich sein können.

15. Ist es besser die Futterration für einen Tag auf mehrere Portionen aufzuteilen oder wäre es artgerechter nur eine Mahlzeit zu füttern?

Grundsätzlich ist der Hundemagen sehr dehnbar und für einen gesunden, erwachsenen Hund, der keine besonders große Leistung erbringt, stellt die einmal tägliche Fütterung kein Problem dar. Hunde, die eine erhöhte Futtermenge benötigen, z.B. während der Laktation, Schlittenhunde oder Welpen, sollten dagegen mehrmals täglich gefüttert werden.

Bei Erkrankungen des Herzens, bei Magen-Darm-Beschwerden, exokriner Pankreasinsuffizient rate ich ebenfalls dazu, die Tagesration auf zwei, drei oder mehr Portionen aufzuteilen. Leidet der Hund dagegen unter Harnsteinen, ist eine 1x tägliche Fütterung vorzuziehen, da kompensatorisch bei der Magensaftproduktion nach der Futteraufnahme der pH-Wert des Harns verändert wird.

16. Es gibt Meinungen, wonach es einem Hund sogar gut tun soll, wenn er zwischendurch einen Tag kein Futter erhält, weil die Tiere in freier Wildbahn auch nicht täglich Futter finden und es der natürlichen Lebensweise entsprechen würde. Stimmen Sie dem zu?

Für gesunde Hunde kenne ich keinen ernährungsphysiologischen Grund, der einen Fastentag sinnvoll erscheinen lässt. Die Ernährung des Wolfes muss plötzlich für viele Begründungen herhalten. Wölfe werden von der Natur auch nicht entwurmt, sie werden nicht geimpft und wenn sie eine Verletzung haben, wird auch diese nicht behandelt. Daher ist die Lebenserwartung eines Wildtieres auch deutlich geringer, als die unserer Haustiere. Aber es ist doch wenig sinnvoll, diese Punkte auf unsere Haushunde zu übertragen. Weshalb soll man einen Hund dann hungern lassen, nur weil der Wolf nicht zuverlässig jeden Tag einen guten Fang macht? Außerdem ist in der Natur auch alles ein wechselseitiges Zusammenspiel. Je größer das Nahrungsangebot für einen Wolf, desto besser kann er sich vermehren und desto höher ist die Bestandsdichte. Irgendwann steigt die Besatzdichte zu sehr, weil bei einem guten Nahrungsangebot das Überleben der Welpen deutlich verbessert wird, wodurch das Nahrungsangebot wiederum sinkt, wodurch der Wolf nicht mehr täglich Futter bekommt. Dies ist der Lauf der Natur. Aber die Natur hat doch sicher nicht gesagt, dass es dem Wolf gesundheitlich besser geht, wenn er regelmäßig fastet.

Davon abgesehen gibt es allerdings selbstverständlich medizinische Indikationen, die ein Fasten unerlässlich machen. Leidet ein Hund unter einer akuten Gastroenteritis mit Durchfall, sollte er 24-28 eine strikte Nulldiät halten. Dies ist überaus wichtig, um den Hund vor künftigen Futtermittelallergien zu schützen. Während einer Durchfallerkrankung ist die Darmschleimhaut für Futterbestandteile durchlässig, die normalerweise nicht durch die Darmschranke gelangen. Wird der Hund einfach weiter gefüttert, mag zwar der Durchfall dennoch abklingen. Das Immunsystem des Hundes kann jedoch gegen die Futterbestandteile sensibilisiert werden, die der Hund zu fressen bekommt. Und wenn man dann Pech hat, leidet der Hund später an einer Futtermittelallergie gegen manche der Futterzutaten. Lässt man den Hund für ein oder zwei Tage strikt hungern, erholt sich die Darmschleimhaut schnell wieder. Füttert man danach noch 1-2 Tage eine leichtverdauliche Schonkost, ist man immer auf der sicheren Seite.

Welpen darf man allerdings niemals hungern lassen – egal ob die Ernährung dem Wolf nachempfunden werden soll, oder ob der Welpe Durchfall hat. Welpen benötigen stets mehrmals täglich Futter.

17. Es gibt für jede Altersgruppe unterschiedliche Futterangebote. Welche Zeiträume empfehlen Sie für Welpen-, Junior-, Erwachsenen- und Senior-Futter? Und finden Sie es sinnvoll das Futter entsprechend anzupassen?

Tatsächlich hat ein Hund im Wachstum andere ernährungsphysiologische Bedürfnisse als ein ausgewachsener Hund. Daher ist für Welpen und Junghunde ein anderes Futter nötig, als für adulte Tiere. Wie lange ein Hund Welpenfutter bekommen soll und ab wann der Besitzer auf Futter für erwachsene Hunde umstellen darf, ist abhängig von der Größe des Hundes. Große Hunderassen benötigen längere Zeit ein Welpenfutter, da eine langsame Wachstumsrate und damit eine gesunde Skeletentwicklung angestrebt werden. So hat eine Deutsche Dogge beispielsweise erst nach etwa 18 Monaten ihr genetisches Endgewicht erreichen, ein Chihuahua dagegen bereits mit ca.8 Monaten.

Anders als die weitläufige Meinung, spielt der Proteingehalt beim Welpenfutter eine untergeordnete Rolle. Der bestimmende Faktor für die Wachstumsgeschwindigkeit von Junghunden ist die Energieaufnahme. Wird ein junger Hund mit zu viel Energie versorgt, erreicht er sein Endgewicht früher. Dies bedeutet also, dass er bei einer übermäßigen Fütterung zu früh ein zu hohes Gewicht bekommt, das Skelett für diese Belastung aber noch nicht ausgelegt ist. Es kommt ein weiterer Punkt hinzu. Einen Welpen kann man kaum dick füttern, denn durch die Energieüberversorgung wird auch ein schnelleres Größenwachstum gefördert. Die Knochen werden dabei jedoch nicht ausreichend mineralisiert und sind daher weniger stabil.

Ein Welpenfutter ist daher nötig. Es ist energieärmer und deckt dabei dennoch den Mineralstoffbedarf, den der Knochen für das Wachstum benötigt. Würde ein Welpe Futter für erwachsene Hunde bekommen, würde er entweder zu viel Energie aufnehmen und zu schnell wachsen. Oder er wäre bei einer bedarfsdeckenden Energieversorgung mit Mineralstoffen unterversorgt. Wichtig ist auch, dass ein Welpe – ganz besonders während seiner Hauptwachstumsphase zwischen der 12. Woche und dem 6. Lebensmonat – nicht zu viele Leckerchen und Kauartikel erhält, die alle sehr energiereich sind. Auch dies würde ein zu schnelles Wachstum begünstigen!

Bei einem Seniorhund ist es in der Regel so, dass dieser weniger aktiv ist als ein junger, erwachsener Hund. Dadurch nimmt die Muskelmasse automatisch ab, wohingegen vermehrt Fett eingelagert wird. Dies bedingt einen um bis zu einem viertel reduzierten Bedarf an Kalorien, weshalb ein Senior eher ein energieärmeres Futter benötigt. Jedoch habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass Senioren weniger gut fressen. Die schlechtere Futterakzeptanz beruht oftmals auf einem nachlassenden Geruchssinn, aber auch Zahnprobleme oder Nieren- bzw. Lebererkrankungen führen zu mangelndem Appetit. Daher sehe ich die Energieüberversorgung bei alten Hunden als weniger problematisch an, als bei Welpen. Ein ausgewogenes Alleinfutter für adulte Hunde, kann daher grundsätzlich auch für Senioren verwendet werden. Sollte der Senior jedoch übergewichtig sein, muss das Futter entweder reduziert werden, oder es sollte sogar auf ein Light- bzw. Seniorfutter umgestellt werden.

Auch beim Altern eines Hundes spielt seine Größe eine maßgebliche Rolle. Ein 30 kg schwerer Hund zählt bereits mit 6 oder 7 Jahren zu den Senioren, ein etwa 10kg schwerer Hund dagegen erst mit etwa 9 bis 10 Jahren.

Für Senioren halte ich es auch für sinnvoll, das Futter mit knorpelschützenden Nährstoffen wie Glucosamin und Chondroitin anzureichern. Auch Fischöle im Futter finde ich hilfreich, das die Fettsäuren EPA und DHA entzündungshemmend wirken. Phosphor sollte für dagegen nicht in zu großen Mengen im Futter sein, um die Nieren zu schonen. Auch neigen ältere Hunde eher zu Verstopfungen, weshalb ein etwas höherer Gehalt an unlöslichen Faserstoffen (z.B. Zellulose) im Futter hilfreich ist. Insgesamt gibt es aber auch viele Futter für erwachsene Hunde, die all diese Kriterien erfüllen. Auch bei der Entwicklung von Wildsterne Breed Selection habe ich Wert darauf gelegt, dass dieses Futter grundsätzlich auch für Senioren geeignet ist.

Im November folgt der vierte und letzte Teil zu diesem Interview.

 

Interview zur Hundeernährung mit Tierärztin Matina Raisch – Teil 1

Interview zur Hundeernährung mit Tierärztin Matina Raisch – Teil 2

Interview zur Hundeernährung mit Tierärztin Matina Raisch – Teil 4

RaischProfil Matina Raisch (Tierärztin)

Matina Raisch hat ihr Studium der Veterinärmedizin an der LMU München gemacht, verfügt über die „Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie“, dir ihr von der Bayerischen Landestierärztekammer verliehen wurde. Sie arbeitete mehrere Jahre in eigener Praxis für Tierverhaltenstherapie in Erding. Seit 2013 ist sie als Tierärztin für die Wildsterne GmbH mit Sitz in München für Product & Category Management, Produktentwicklung sowie Leitung des Kundenservice verantwortlich. Wer mehr über Frau Raisch erfahren möchte, kann hier weiterlesen. 

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