Interview Birgit Lorz

01.04.15

Im Rahmen meiner Beitragsreihe zum Thema Straßenhunde freue ich mich, dass eine Leserin von fello sich bereit erklärt hat mir ein Interview zu geben. Birgit Lorz hat vor vielen Jahren bereits eine Hündin von einer sogenannten Tötungsstation adoptiert. Ich habe ihr einige Fragen zu ihren Erfahrungen gestellt. Ziel dieses Interviews ist es, allen unter euch, die mit dem Gedanken spielen einen Hund aufzunehmen, etwas die „Angst“ vor Straßenhunden zu nehmen.

Hintergrund zum Interview

Birgit besaß bis vor wenigen Jahren ihre Hündin Lucy. Mittlerweile ist sie leider verstorben. Aber sie wurde stolze 14 Jahre alt, ein tolles Alter! Sie stammte aus einer Tötungsstation in Südeuropa. Als mich Birgit kontaktierte und mir erzählte, dass sie ebenfalls einen Straßenhund aufgenommen hatte, kam mir die Idee mit dem Interview. Denn aufgrund meiner Beitragsreihe „Hunde im Ausland“ ist das Thema auf fello.de bereits präsent. Ich weiß wie groß die Bedenken teilweise sind einen ausländischen Hund aufzunehmen. Viele scheuen diesen Schritt, weil er mit Komplikationen und Mehraufwand verbunden sein kann. Doch ich bin der Meinung, dass wir deshalb nicht wegschauen dürfen, sondern konkret diese Thematik durchleuchten müssen.

Mit diesem Interview möchte ich euch eine Adoption ausländischer Straßenhunde näher bringen. Und was würde sich hierfür besser eignen, als die authentischen Erfahrungen einer Hundebesitzerin. Nachfolgend nun das Interview mit Adoptantin Birgit. Viel Spaß beim Lesen : )

 

  1. Wie seid ihr auf die Idee gekommen einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren?

    Durchs Internet – nachdem ich viel im Internet recherchiere, habe ich auch hier nach Hunden in den Tierheim in der Umgebung geschaut, die passen könnten. Leider gab es da keinen. Naja, dann war der Weg zum Hund aus dem Ausland nur logisch.

  1. Aus welchem Land stammt Lucy?

    Aus Spanien – von irgendeiner Insel, ich habs glatt vergessen von welcher.

  1. Über welche Organisation habt ihr Lucy bekommen?

    SUNDOG* hieß die damals – leider gibt’s die schon lange nicht mehr. Denke, es ist zuviel Arbeit für zuwenige Freiwillige gewesen.

  1. Wurde auch eine Vorkontrolle durchgeführt, um herausfinden ob Hund und Halter füreinander geeignet sind?

    Naja, im Endeffekt war es die Vorkontrolle und Lucys Einzug auf einen Schlag. Also die nette Dame kam – Lucy bereits dabei – und hat sich bei uns umgesehen und sich lange mit mir unterhalten.Nebenbei konnte Lucy bereits ihr neues Revier begutachten.

  1. Wie wurde der Transport organisiert?

    Das kann ich dir nicht genau sagen. Ich weiß, dass sie immer wieder Flugpaten gesucht haben. Also Leute die von Spanien nach Hause flogen und einen oder zwei Hunde mitnehmen konnten.

  1. Wo musstet ihr Lucy abholen?

    Gar nicht, sie wurde uns gebracht.

  1. In welchem Zustand war das Tier bei der Übergabe?

    In einem sehr guten – Lucy war topfit, gesund und total aufgeschlossen. Ein liebenswerter, ausgeflippter Hund.

  1. War eure Lucy gechipt und geimpft?

    Geimpf war sie – gechipt nicht. Weiß auch gar nicht, ob das damals schon so gängig war. Unsere Lucy ist ja schon lange im Hundehimmel.

  1. Wie habt ihr die Eingewöhnung gestaltet?

    Da hab ich mir kaum Gedanken darum gemacht. Sie war einfach überall und immer mit dabei. Klar, die ersten Tage hab ich etwas ruhiger angehen lassen und danach durfte sie lange noch nicht von der Leine. Denn was Gehorsam ist, wußte die junge Dame leider nicht.

    Lucy-liegend
  1. Gab es gesundheitliche / erzieherische Probleme?

    Gesundheitliche Probleme bis zum Schluß – sie wurde fast 14 Jahre alt – nicht. Erzieherische schon eher ;-). Unsere Lucy konnte gar nichts – sie war stubenrein und lammfromm – aber das wars auch schon. Sie kam nicht, wenn ich sie rief – und sie nahm auch alles auf, was so rumlag – begrüßte jeden (inklusive hochspringen) und rannte auch weg, wenn das Tor einmal offenstand. Ich musste bei ihr wirklich ganz von vorne anfangen. Was aber wirklich Spaß gemacht hat. Denn sie war sehr lernfreudig und wollte gefallen.Das einzige, was ich ihr nie abtrainieren konnte, war ihr Jagdtrieb – sah sie einen Hasen vor mir, war sie weg.

  1. An welche Erfahrungen / Erlebnisse mit Lucy erinnerst du dich besonders gern?

    Wie sie so zwischen uns lag – und die Kinder um sie herumtoben konnten. Sie hat das komplett kalt gelassen. Die langen Spaziergänge mit ihr. Es gibt soviele schönen Momente.

  1. Was war weniger positiv?

    Naja, wenn sie wieder mal einen Hasen hinterherlief. Da hatte ich verloren.

  1. Würdet ihr wieder einen ausländischen Hund aufnehmen und wenn ja warum?

    Ja, ich würde sofort wieder einen Hund aus dem Ausland nehmen. Klar, können nicht alle Hunde so toll wie meine Lucy sein – aber ich glaube, es gibt noch viele dieser Art irgendwo auf der Welt. Allerdings würde ich immer einen Hund aus deutschen Tierheimen den Vorzug geben – wenn es denn einen gibt, der zu uns passt. Das ist nur bei den meisten Tierheim-Hunden nicht der Fall. Familien mit kleinen Kindern – und Katzen – da passt meist kein Hund.

  2. Wie ich auf deinem Blog haustier-news.de gesehen habe, hast du generell eine Leidenschaft für Tiere. In Bezug auf Hunde: Was würdest du persönlich Menschen raten, die sich noch unsicher darüber sind, ob sie einen Hund aus dem Ausland aufnehmen sollen? Du hast die Erfahrungen bereits gemacht und hast vielleicht einen hilfreichen Rat : )

Mit Ruhe und Gelassenheit durchs Netz surfen – auch einmal nach Erfahrungen mit der einen oder anderen Organisation googeln. Sich nicht von den süßen Bildern und den traurigen Beschreibungen beeindrucken lassen – man holt sich einen Partner für viele Jahre ins Haus, da muss es einfach passen.

 

An dieser Stelle noch Mal ein liebes Dankeschön an Birgit, die sich die Zeit für ein Interview mit fello genommen hat : )

 

Zu Birgit Lorz:

Birgit betreibt selbst auch einen Blog über Haustiere. Unter haustier-news.de bloggt sie regelmäßig über aktuelle Themen, testet Produkte und gibt praktische Tipps zu diversen Aspekten der Tierwelt. Neben Hunden und Katzen interessiert sie sich zudem für Pferde. Ich habe selbst schon auf dem Blog gestöbert und viele interessante Beiträge gefunden.

Weiterführende Informationen

*Ich habe recherchiert, weil ich natürlich mehr zu „Sundog“ wissen wollte. Die Organisation gibt es wohl tatsächlich nicht mehr, wie Birgit gesagt hat. Ich habe hier Informationen dazu gefunden: archiv-tierschutz.de/tierschutz-organisationen. Klickt man dann aber auf den Link der zur Webseite führen soll, landet man irgendwo im Nirgendwo. Schade!

 

Hunde im Ausland – Teil 1 – Situation vor Ort

Hunde im Ausland – Teil 2 – Ehrenamtliche Helfer

Hunde im Ausland – Teil 3 – Interview mit Tierschützerin

Hunde im Ausland – Teil 4 – Fazit & Notfall-Liste

2 Kommentare für “Interview mit Straßenhund-Adoptantin”

  1. Schönes Interview. Ich habe hierzu einen ergänzenden Hinweis, der vielleicht einige Hundefreunde interessieren könnte. Die Finanzkrise in Griechenland geht auch an den Hunden nicht spurlos vorbei. Bei Facebook sind inzwischen Bilder von ausgesetzten Hunden zu sehen. Die Leute haben wohl einfach nicht mehr das Geld, um ihre Hunde ernähren und versorgen zu können. Deshalb landen anscheinend immer mehr Vierbeiner auf der Straße.

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    • Hallo Marion,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar und den Hinweis.
      Ich bin mir sicher, dass das in Griechenland gerade schwer ist und einige ihre Tiere nicht mehr halten können.
      Man kann nur hoffen, dass sich das Ganze in Grenzen hält und die Tiere nicht leiden müssen. Wer einen Hund adoptieren
      will, findet dafür genügend Plattformen.

      Vielen Dank Marion : )

      Liebe Grüße

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