Erste Hilfe beim Hund

05.09.14

Mit dem Thema „Erste Hilfe für Hunde“ beschäftigen sich viele Halter nur ungern. Schließlich will sich niemand ausmalen, was alles passieren könnte. Es kann jedoch nicht schaden gewisse Grundkenntnisse zu verinnerlichen, um im Ernstfall richtig zu reagieren. Ich habe euch nachfolgend einige Infos und Tipps zum Thema zusammengestellt.

Was tun im Notfall?

Egal ob es im Urlaub zu einer Beißerei kommt, ein Unfall passiert oder ein Tier aufgrund von diversen Ursachen wie beispielsweise Hyperthermie das Bewusstsein verliert – Im Notfall zählt jede Sekunde, nicht nur bei uns Menschen, sondern auch beim Tier. Nachfolgend findet ihr Vorgehensweisen, die einem Hund das Leben retten können.

Erste Schritte – Sicherheit und Tiernotruf

Egal was passiert ist, zunächst gilt es Ruhe zu bewahren und die Gefahrensituation richtig einzuschätzen. Also schaut als erstes, dass ihr das Tier aus der Gefahrensituation befreit und notfalls die Unfallstelle absichert. So verhindert ihr, dass schlimmeres passiert. Zudem müsst ihr bedenken, dass auch Tiere unter Schock stehen, wenn Unfälle passieren oder sie aus anderweitigen Gründen Schmerzen erleiden. Daher kann es zum Beispiel sein, dass ein Hund panisch umher irrt oder einfach generell anders reagiert, als ihr es  gewohnt seid. Daher solltet ihr den Hund wenn möglich anleinen.

Auch ein Maulkorb ist nicht verkehrt, weil einige Tiere zubeißen, wenn sie Angst oder gar Panik haben. Da man aber natürlich nicht generell einen Maulkorb zur Hand hat, kann sich das als schwierig erweisen. Aber eine Leine hat man eigentlich immer dabei. Sollte es notwendig sein, informiert umgehend den Tiernotdienst. Auch am Wochenende sind dafür Hotlines eingerichtet. Zum einen könnt ihr online nach der regionalen Nummer suchen, zum anderen könnt ihr einfach bei eurem Tierarzt anrufen. Oft haben die Ärzte darauf eine Notfallnummer auf dem Anrufbeantworter.

Ist das Tier bewusstlos, atmet nicht oder liegt sogar ein Herzstillstand vor, ist das Wichtigste sofort mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen anzufangen, ohne Zeitverlust! Hier dient die ABC-Regel der Humanmedizin als Orientierung:

  • A: Atemwege freimachen
  • B: Beatmung
  • C: Circulation (Kreislauf)

Die Erste Hilfe

Sollte ein Atemstillstand auftreten, ist Eile geboten. Die nächsten 3 bis fünf Minuten können entscheidend sein. Sollte die Atemfrequenz bereits weniger als sechs Atemzüge pro Minute betragen, wird es sehr ernst. Bei meinen Recherchen zu diesem Thema bin ich auf eine übersichtliche und hilfreiche Infografik gestoßen. Diese findet ihr hier unter petobel.de. Darunter wurden zudem Symptome aufgelistet und dazu passende Ursachen aufgezeigt. 

Update (07.01.2015): Leider gibt es die Infografik bei Petobel nicht mehr. Zumindest ist sie unter dem Link nicht mehr auffindbar und auch nachdem ich die Verantwortlichen angeschrieben habe, bekam ich leider keine Antwort. Daher habe ich mich nach einer Alternative umgesehen. Unter futalis.de habe ich eine ähnliche Grafik entdeckt. Diese ist zwar nicht ganz so umfangreich, hilft aber trotzdem dabei den Überblick zu behalten und erste Schritte einleiten zu können. Zudem wurden auf der Seite einige Tipps und Infos zum Thema zusammengefasst.

Die in der Grafik von petobel (leider nicht mehr verlinkt) aufgezeigte empfohlene Vorgehensweise zur Ersten Hilfe habe ich an dieser Stelle kurz zusammengefasst und etwas ergänzt:

  1. Atmung des Hundes prüfen (geht bei schwacher Atmung auch mit einem Spiegel: einfach vor die Nase halten-beschlägt dieser, besteht eine Atmung)
  2. Tier in Seitenlage bringen (ein Bild dazu könnt ihr euch hier anschauen)
  3. Kopf nach hinten beugen, Hals strecken
  4. Zunge aus dem Maul ziehen
  5. evtl. Fremdkörper entfernen
  6. Farbe der Schleimhäute prüfen
  7. Maul schließen, mit den Händen festhalten und in die Nasenöffnung blasen
  8. Brustkorb sollte sich heben
  9. Luft entweichen lassen
  10. Alle drei Sekunden Beatmung wiederholen

Besteht zum Atemstillstand gleichzeitig ein Herzstillstand muss zur Beatmung eine Herzmassage im Sekundentakt erfolgen. Den Puls könnt ihr zwischen dritter und sechster Rippe hinter dem linken Ellenbogen überprüfen. Aber auch am Oberschenkel an der Innenseite ist dies möglich. Dazu aber nur leicht mit Zeige- und Mittelfinger gegen den Oberschenkelknochen drücken. Bei kleinen Hunden sollten es rund 120 Herzschläge pro Minute sein. Bei großen Tieren 80. Den Puls solltet ihr alle 15 Sekunden checken. Den Herzschlag könnt ihr auch durch Auflegen eures Ohrs auf den Brustkorb prüfen. Sobald Herz und Atmung wieder einsetzen, müsst ihr die Wiederbelegungsmaßnahmen stoppen!

Mund-zu-Nase-Beatmung – Herz-Druck-Massage

Damit ihr alles richtig machen könnt, hier eine ausführliche Beschreibung der Mund-zu-Nase-Beatmung:

  • Die Nase des Hundes muss zu euch zeigen
  • Das Maul zuverlässig zu halten (es darf keine Luft entweichen)
  • tief Luft holen, Luft vorsichtig und gleichmäßig in die Nase des Hundes blasen
  • Brustkorb muss sich heben
  • Pro Minute 20 bis 30 Mal beatmen
  • den 3-Sekunden Takt-folgendermaßen zählen: einundzwanzig, zweiundzwanzig, beatmen, einundzwanzig, zweiundzwanzig, beatmen …usw.

Auch wenn sich lange nichts tut: Nicht die Geduld verlieren. Mindestens zehn Minuten sollte die Wiederbelebung probiert werden, sollte die Atmung nicht vorher wieder eintreten.

Die folgende Herz-Druck-Massage ist nur dann anzuwenden, wenn der Hund nicht mehr atmet ufnd keinen Herzschlag mehr hat! Während bei Welpen zwei bis drei Finger zum Wiederbeleben ausreichen, benötigt ihr bei kleinen Hunden schon eine ganze Hand. Große Hunde können mit zwei Händen wiederbelebt werden:

  • Hund auf seine rechte Seite legen, Nase zeigt zu euch
  • Das Herz des Hundes findet ihr, in dem ihr den linken Ellenbogen leicht anwinkelt. Das Herz befindet sich direkt darunter hinter der Spitze des Ellbogens
  • nun müsst ihr auf den Brustkorb stoßartig Druck mit euren Fingern/Händen ausüben. Anschließend loslassen
  • Pro Sekunde einen Druck ausüben.

Die Kombination aus Mund-zu-Nase-Beatmung und Herz-Druck-Massage kann entweder von einem Retter oder von zwei Personen durchgeführt werden. Können zwei Personen helfen, sollte einer die Beatmung übernehmen und einer die Herz-Massage. Empfehlenswert sind 10 Herzdruckmassagen und anschließend zwei Atemzüge. Grundsätzlcih gilt: Die Herzdruckmassage ist wichtiger als die Atemspende, im Zweifelsfall sollte daher damit begonnen werden.

Farbe der Schleimhäute!

An den Schleimhäuten könnt ihr erkennen, wie der Zustand des Kreislaufes des Hundes ist. Hier einige Hinweise:

  • bläuliche Zunge: Sauerstoffmangel
  • hellrosé: Hund leidet unter Blutverlust und befindet sich im Schockzustand
  • dunkelrosé: normal

Einen Test zur Zustandsüberprüfung könnt ihr auch machen:

  • Mit Daumen oder Zeigefinger aufs Zahnfleisch über dem Eckzahn drücken
  • nun sollte sich das Zahnfleisch weiß färben
  • färbt sich die Stelle nicht wieder innerhalb von höchstens zwei Sekunden rosa, leidet der Hund unter einem Schock

Tipp – Schnauzband

Sollte kein Maulkorb zur Hand sein, lohnt es sich ein Professorium zu „basteln“. Schließclih hat der verunglückte Hund nichts davon, wenn auch ihr verletzt werdet. In Panik kann es schnell passieren, dass das Tier um sich beißt. Mit einer Mullbinde, einem langen Tuch oder ähnlichem könnt ihr folgendermaßen ein Schnauzband herstellen:

  1. Bindet eine Schlinge um die Schnauze, der Knoten muss oben auf der Schnauze sein
  2. beide Schlingen-Enden nochmals um die Schnauze legen und anschließend unter den Ohren in den Nacken ziehen
  3. hinter den Ohren in der Mitte des Nackens die Enden zu einer Schleife binden
  4. Der Hund kann durch seine Lefzen weiterhin atmen

Beachten: Ein solches Schnauzband sollte nur angelegt werden, wenn der Hund bei Bewusstsein ist und atmen kann.

Erste Hilfe bei Verletzungen

Beim Toben, Spielen und Rennen kann es passieren, dass sich Hunde stark verletzen. Sollte es sich um eine leichte Verletzung ohne feststeckende Fremdkörper handeln, reicht es oft die Pfote oder das betroffene Körperteil unter fließendes Wasser zu halten und zu verbinden. Beim Verbinden solltet ihr die verletzen Stellen zunächst mit Watte auspolstern und erst dann den Verband umzubinden. Die ersten Lagen sollten locker gebunden werden um die Blutzirkulation nicht einzuschränken.

Kommt es zu starken Blutungen gilt es die Wunde sofort abzubinden, falls noch Zeit ist einen Druckverband herzustellen und dann sofort zum nächsten Tierarzt zu fahren. Bleibt keine Zeit müsst ihr zumindest mit einem sauberen Tuch auf die Wunde drücken, um die Blutung einzuschränken.

Befinden sich Fremdkörper im Hund richtet sich die weitere Vorgehensweise nach der Größe des Fremdkörpers. Handelt es sich um kleine Metallteile, Dornen oder kleine Äste dürfen diese vorsichtig entfernt werden, bevor ihr euch um die Wundreinigung und das Verbinden kümmert. Sobald es sich aber um größere Fremdkörper in Brustkorb, an Extremitäten, im Bauch oder den Augen handelt, ist der sofortige Gang zum Tierarzt /Tierklinik unausweichlich. Der Fremdkörper muss chirurgisch entfernt werden.

Erste Hilfe Kurse

Falls ihr auf jeden Fall bestens vorbereitet sein wollt, könnte ein spezieller Erste Hilfe Kurs für Hunde hilfreich sein. Diese werden zum Beispiel vom ASB angeboten.

Equipment für Hundehalter

Falls ihr einen eigenen Hund habt, solltet ihr unterwegs ein gewisses Maß an Equipment für die Erste Hilfe dabei haben. Wichtig wären unter anderem:

  • Mullbinden
  • Kompressen
  • Watte
  • Schere
  • Wundspüllösung
  • Desinfektionsmittel
  • Decke
  • Fieberthermometer
  • Pinzette
  • (Zecken-Zange)
  • Taschenlampe
  • Heftpflaster
  • Notfalltabletten (z.B. für Durchfall, zur Beruhigung)
  • Holzspatel

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag ein bisschen weiterhelfen und einige Fragen klären. Habt ihr weitere Anregungen und Tipps? Auf eure Kommentare freue ich mich : )

4 Kommentare für “Erste Hilfe für Hunde – Was ihr im Notfall tun könnt!”

  1. Hi Gaby,
    danke für den Artikel. Ich habe zwar vor längerer Zeit schon mal einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde belegt, aber beim Lesen merkt man schnell, daß regelmäßige Auffrischung echt wichtig ist.
    Manchmal bieten ja auch Hundevereine oder Tierärzte Kurse an. Werde mich da mal wieder umhören. LG!

    Antworten
    • Hallo Anne,

      bitte sehr gerne ; )
      Freut mich wenn du im Artikel hilfreiche Infos gefunden hast.
      Ja richtig, bei regionalen Vereinen und Ärzten kann man durchaus Kurse finden.

      Wo hast Du denn deinen ersten Kurs gemacht?

      Viele Grüße

      Antworten
  2. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag.
    Erste Hilfe ist so ein wichtiges Thema, das oft vernachlässigt wird. Ich habe bereits zwei Erste-Hilfe-Kurse für Hunde gemacht und jedes Jahr im Urlaub in ich froh darum, weil mein Hund das Talent hat, sich immer irgendwie zu verletzen.
    Man muss sein Wissen trotzdem immer wieder auffrischen, weil man doch im Lauf der Zeit einiges vergisst. Deshalb fand ich es gut mal wieder drüber zu lesen.

    lg
    Diana

    Antworten
    • Hey Diana,

      super das freut mich sehr, wenn dir der Beitrag gefallen hat : )
      Darf ich fragen wo du den Kurs / Kurse gemacht hast? Würde mich interessieren : )

      Alles Gute dir weiterhin. Finde es toll, dass dir das Thema wichtig ist!

      Liebe Grüße

      Antworten

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